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BERICHTE - POSITIONEN - PERSPEKTIVEN

XII. Internationale Tagung der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer
30. Juli bis 4. August 2001 Luzern/ Schweiz

Alain Forget, Montreal

"Mehr Sprache – mehrsprachig – mit Deutsch. Didaktische und politische Perspektiven“

"Mit diesem Motto nimmt die XII. Internationale Tagung der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer die Initiative des Europarats und der Europäischen Union auf, die das Jahr 2001 zum Jahr der Sprachen ausgerufen haben. Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit fördern, mehr Sprachen lernen, mehrsprachig werden – das sind neue Ansprüche und Herausforderungen an den Sprachunterricht. Was verändert sich in Unterricht, Ausbildung und Forschung für das Fach Deutsch als Fremdsprache unter dem Aspekt der Mehrsprachigkeit?  Mit dieser zentralen Fragestellung werden sich die Teilnehmer an der XII. IDT auseinander setzen. Die XII. IDT ist ein wichtiges Projekt der Schweiz zum Jahr der Sprachen.“

(3. Vorprogramm, März 2001, S.1)
Die IDT 2001 - Überblick

Ein Tourist kommt in eine Stadt, macht Bilder und lernt ein paar Leute kennen. Später erzählt er Familie, Freunden und Bekannten von der Reise, zeigt ihnen mit großer Begeisterung oder mit einer gewissen Schüchternheit seine Fotos und versucht, das dortige Leben einigermaßen objektiv zu schildern. Da er klug oder erfahren ist, oder beides, ist er sich der Tatsache bewusst, dass er nur seine eigenen Begegnungen und Eindrücke wiedergeben kann. Er ist unfähig, die Stadt in ihrer Ganzheit zu erklären.

In Luzern war ich Anfang August 2001 einer von mehr als 1600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der XII. IDT. Genauso wie der Durchreisende, der seinen Aufenthalt in einer fremden Stadt beschreibt, kann ich zwei Monate nach Tagungsende nur darüber berichten, was ich selbst erlebt habe. Damit meine ich nicht, dass ich Einzelgänger war. Schon am ersten Tag habe ich Helma Kroeh-Sommer und Karin Mollinger auf der Straße getroffen. Bei dem Empfang am selben Abend habe ich mit Wolfgang Krotter und Klaus Krischok ein Glas Wein getrunken. Trotzdem habe ich letztendlich nur einen Bruchteil von dieser XII. IDT erlebt und nur darüber kann ich in diesem Artikel berichten. Worüber genau? 

Von den 17 Vorträgen, die am Dienstag-, Donnerstag- und Freitagmorgen stattfanden, habe ich drei gehört. Wieso? Einfach deshalb, weil fünf oder sechs verschiedene Vorträge gleichzeitig an drei verschiedenen Tagungsorten stattfanden. Hans-Jürgen Krumm, Inge Schwerdtfeger und Karl-Richard Bausch habe ich hören können, Dietmar Rösler, Hermann Funk, Ingrid Gogolin und Bernd Müller-Jacquier u. a. verpassen müssen. Schade!

"In der Vortragsreihe“ behandelten "die Referentinnen und Referenten grundlegende Aspekte des Tagungsthemas“ und gaben "wichtige Anstösse für die Sektionsarbeit“.  (3. Vorprogramm, März 2001, S.2)
Unter insgesamt 30 Arbeitssektionen mit verschiedenen Schwerpunkten - von "Sprachpolitik: Wege zur Mehrsprachigkeit" (Sektion 1) über "Lehrwerke und Lehrwerkentwicklung, Curriculumentwicklung“ (Sektion 6) und "Deutsch in Studium und Wissenschaft“ (Sektion 23) bis zu "Qualitätssicherung und –entwicklung, Aktionsforschung, Unterrichtsbeobachtung“ (Sektion 30) – galt es, eine Auswahl zu treffen. Es war vorgesehen, dass man am Montag und Dienstag in einer Sektion (1. Block) und am Donnerstag und Freitag in einer jeweils anderen Sektion (2. Block) mitmachen sollte.
"Die Sektionsarbeit wurde in zwei thematische Blöcke aufgeteilt. Während eines Blocks soll die Teilnehmergruppe möglichst konstant bleiben und gemeinsam diskutieren und arbeiten.“

 (3. Vorprogramm, März 2001, S.3)


 
 
 
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Jeder Block bestand aus drei zweistündigen Sektionssitzungen und einem dreistündigen "Markt“, wo die Teilnehmer mit den Referenten ins individuelle Gespräch kommen konnten. Ich habe mich für eine einzige Sektion entschieden - "Sektion 20 / Kunst – Musik – Film – Architektur“ – und sogar auf den empfohlenen Wechsel verzichtet. 

Vielseitig muss man das Kulturprogramm unbedingt nennen: Mehr als 40 Veranstaltungen in knapp einer Woche! Auch hier hatte ich die Qual der Wahl, bin dann aber auch wieder der Musik und Kunst treu geblieben. So habe ich zwei Jazzkonzerte (Co Streif Sextett und Roots of Communication) und einen "Rap ‚n’ Poetry“-Abend (Zentrifugal / Bastian Böttcher) miterlebt. Eine Führung im Luzerner Picasso-Museum mit den Teilnehmern meiner Sektion hat mich fasziniert. Ein Grund dafür war vielleicht ein ziemlich lustiges Gespräch, das ich mit Uwe Lehners nach dem Besuch zufällig hatte. (G-I Mtl noch einmal!)

"Der Mittwoch, 1. August 2001, der Schweizer Nationalfeiertag, ist reserviert für Ausflüge.“ (Vorprogramm, S.18) Ich bin nach Biel-Bienne mitgefahren, da ich auf die Schweizerische "gelebte Zweisprachigkeit“ neugierig war. (Die unsere ist nicht gerade problemlos.) Zu den anderen Ausflugszielen wäre ich auch sehr gern gereist: Kloster Einsiedeln, das Freilichtmuseum Ballenberg, Schwyz, Titlis und Sempach. Dies oder das - entweder - oder  - das wahre Leitmotiv dieser Tagung!

Um das sehr umfangreiche Rahmenprogramm habe ich mich am Anfang zu wenig gekümmert. Selbstverständlich - ohne irgendeine Ironie gemeint - bin ich so bald wie möglich zum G-I -  Inter Nationes-Stand im Gewerbeschulzentrum gegangen. Ralf Balzer und Uwe Rau haben mich freundlich begrüßt. Für ein paar Sekunden wusste ich wirklich nicht mehr, ob ich in Luzern oder in Montréal war (Flashback-Zeitlupe!). Nach dem Gespräch musste ich aus irgendeinem Grund schnell weg, und habe deshalb nicht in die anderen Ausstellungsräume hineingeschaut. Das war sicher ein Fehler. Als ich Freitagnachmittag schließlich zurückkam, war mir auf einmal klar, wie viel zu sehen war und wie viel ich bis jetzt versäumt hatte:

· "Die "Fenster“ an der XII. IDT – In den "Fenstern“ geben die Verbände , die Länder des deutschsprachigen Raums und großen Institutionen Einblick in ihre Tätigkeit und ihre Projekte, sie informieren über ihre Programme und Angebote. Die "Fenster“ sollen vor allem auch Orte der Begegnung werden: Das IDV-Fenster / Das Fenster Schweiz / Liechtenstein in Bewegung / Das Schaufenster Österreich / Das Goethe-Institut Inter Nationes / Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.“

· "Die Ausstellungen und  Verlagspräsentationen an der XII. IDT – In der Ausstellungshalle werden Fachverlage und andere interessierte Institutionen Lehr- und Lernmaterialen und andere Produkte ausstellen.“ 

(3. Vorprogramm, März 2001, S.16-17)


 
 
 
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IDT 2001 – Konzepte, Thesen und Stellungnahme

Es reicht nicht aus zu sagen, wie riesig die Luzerner Tagung war, man muss auch Stellung nehmen. In ihrem Vorwort zum Band "Konzepte und Thesen" (K&T) behauptet Monika Clalüna, die Tagungssekretärin der XII. IDT, dass "in Forschung und Praxis bereits wesentliche Schritte von Deutsch als Fremdsprache / Deutsch als Zweitsprache zur Mehrsprachigkeit getan wurden.“ (K&T, S. 1) Für mich haben die drei Vormittags-Vorträge, die ich in Luzern gehört habe, und die Teilnahme an Sektion 20 dazu beigetragen, dass ich die Behauptung von Frau Clalüna teilweise akzeptieren kann; was die Forschung betrifft, bin ich ziemlich überzeugt; in Bezug auf die existierende Praxis viel weniger. 

Abgesehen vom Ausflug nach Biel-Bienne, der wirklich außerordentlich war (Stadtbesichtigung mit Museumsleiterin, Vortrag von IDT-Sektionsleiter Jean Racine, Museumsbesuch und Führung, usw.), waren es die Vormittags-Vorträge, die mir im Luzerner Programm am besten gefallen haben. Tatsächlich haben mir die drei folgenden Referenten "wichtige Impulse“ (K&T, S. 1) gegeben.

Hans-Jürgen Krumm, Institut für Germanistik, Universität Wien. "Mehrsprachige Welt – einsprachiger Unterricht? Plädoyer für einen Deutschunterricht mit bunten Sprachbiographien“ (Dienstag, 31.7.2001)

Mehrsprachigkeit in der Schule – Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen, um die Gunst der Lerner konkurrierenden Sprachen: So lautet die für mich beachtenswerte These von Hans-Jürgen Krumm.

 "Deutsch hat nicht in Konkurrenz gegen, sondern nur in Koordination mit anderen Sprachlernangeboten eine Chance auf dem Sprachenmarkt.“ (K & T, S. 10)

"Mehrsprachigkeit und Deutschunterricht – das meint zunächst einmal ganz einfach, dass unsere Schülerinnen und Schüler schon eine bunte Sprachenbiographie in den Unterricht mitbringen. Wie kann Deutschunterricht aussehen, der diese Spracherfahrungen aufgreift und nutzt? Und wie kann Deutschunterricht aussehen, der Fenster zu weiteren Sprachen öffnet?“ (K&T, S. 10-11)

"Der Vortrag plädiert dafür, dass sich die LehrerInnen verschiedener Sprachen zusammentun, um eine koordinierte Vielsprachigkeit auch an der eigenen Schule und im eigenen Klassenzimmer zu entwickeln.“ (K&T, S. 11)

Als Deutschlehrer in Québec bin ich zur Schlussfolgerung gekommen, dass mein Fach nur in realer Zusammenarbeit mit den anderen Fremdsprachen und nicht im verborgenen Kampf gegen sie eine Überlebenschance hat. Im Vortrag von Hans-Jürgen Krumm habe ich eine theoretische Bestätigung meiner Position gefunden. 

 
 
 
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Inge C. Schwerdtfeger, Seminar für Sprachlehrforschung, Ruhr-Universität Bochum". Mehrsprachigkeit und neue Bildlichkeit - ein kritischer Blick auf moderne Medien“ (Donnerstag, 2.8.2001):
Schwerdtfeger vertritt die These, dass Computer und die neuen Medien nicht neutral eingesetzt werden können. Ihrer Ansicht nach liefert die Informations- technologie viel mehr als Fakten, indem sie die Anwender (bzw. die Sprachenlerner) unverschämt manipuliert. Diese wiederum, die mit der Technologie groß geworden sind, sind unfähig, diese oft grobe Manipulation wahrzunehmen. In ihrem Vortrag setzt sich Frau Schwerdtfeger gegen die "McDonaldisierung des Fremdsprachenunterrichts“ ein und plädiert für eine "kritische Bilddidaktik“. 

"Das Ziel dieses Vortrages ist zunächst eine nüchterne Analyse der Möglichkeit und Grenzen besonders visueller Medien, angesichts des sich verändernden Lernverhaltens der Adressaten von Fremdsprachenunterricht. Es soll gezeigt werden, dass der Auftrag des Fremdsprachenunterrichts - gerade im Kontext der Mehrsprachigkeitsdiskussion - sein muss zu zeigen, dass Medieneinsatz, besonders der Einsatz von visuellen Medien, nie "neutral“ ist, sondern immer bestimmten Zielen dient. Grundzüge einer "kritischen Bilddidaktik“ werden abschließend vorgestellt.“ (K&T, S. 13)

Karl-Richard Bausch, Lehrstuhl für Sprachlehrforschung, Ruhr-Universität Bochum.
"Deutsch nach Englisch: Zu den Spezifika des Lehrens und Lernens von Deutsch als zweiter Fremdsprache“ (Freitag, 3.8.2001)

Karl-Richard Bausch hat seinen bekannten Spruch "Einsprachigkeit ist heilbar“ neu formuliert. Für den auch an der Université de Montréal tätigen Forscher ist es notwendig geworden, nicht nur Einsprachigkeit, sondern auch Zweisprachigkeit als heilbar zu betrachten. Um das Ziel von Drei- und Mehrsprachigkeit zu erreichen, müssen die Kenntnisse und Erfahrungen, die beim Erlernen der ersten Fremdsprache angeeignet worden sind, beim Erlernen weiterer Sprachen in Betracht gezogen werden.

1. Leitthese (im Sinne einer Basisthese):
"Das Lehren und Lernen von zweiten bzw. weiteren Fremdsprachen unterliegen spezifischen Bedingungen, die sich von denen der ersten Fremdsprache unterscheiden.“ (Bausch-Handout, S. 3)

3. Leitthese:
"Baldmöglichst müssen Lehrpläne sowie damit übereinstimmende unterrichts- methodische Prinzipien und Lehrmaterialien vorgelegt werden, die gezielt und konsequent auf die Lehr- und Lernspezifika dieses Wirklichkeitsbereichs gerichtet  sind.“ (Bausch-Handout, S. 3)

" 'echte’ Mehrsprachigkeit im Sinne einer individuellen Trilingualität können wir nur dann begründen und solide aufbauen, wenn wir eine Unterrichstmethodik entwickeln, die sich gezielt und konsequent an den Spezifika des Lernens von zweiten Fremdsprachen ausrichtet." (K&T, S. 5)


 
 
 
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Sektion 20: Kunst-Musik-Film-Architektur
"Die Sektion wird diskutieren, wie Menschen Kunstformen wahrnehmen und damit umgehen, Beziehungen zur Didaktik des Fremdsprachenlernens aufzeigen, um an Praxisbeispielen methodisch zu zeigen, wie mit der in Kunstformen angelegten Mehrsprachigkeit überraschende sprachliche Leistungen erbracht werden können.“ (K&T, S. 205)
Kunst, Musik, Film und Architektur sind für mich spannend, überraschend und sehr wichtig. Die ungeheure Vitalität von "Kunst“ wollte ich in Sektion 20 in reinster Form wieder finden. Ich hatte gehofft, Beiträge zu hören, die wie "ein Sesam öffne dich“, mir den Schlüssel zum kreativen und produktiven Einsatz von Kunst (bzw. Malerei, Musik, Film und Architektur) im Unterricht liefern würden. Meine zu hohen und vielleicht unrealistischen Erwartungen sind manchmal auf der Strecke geblieben. Zusammenfassend würde ich meine Sektion folgendermassen bewerten:
· Leitidee (Konzept): faszinierend
· Sektionsleitung (Ronald Grätz und Lucia Alt): hervorragend 
· Projekte vom Goethe-Institut und von anderen Instituten (o. ä.) unterstützt und gestaltet: praktisch und weitsichtig
· Theoretische Analysen (Uni-Forschung, DAAD): informativ, teils überraschend, teils platt (im Sinne von belanglos)
· Beiträge von DaF/DaZ-Praktikern (Uni, Schule, Institute): manchmal erstaunend, manchmal phantasielos.
Viel wichtiger als meine unwissenschaftliche Stellungnahme war die Entscheidung des IDT-Planungskomitees, Kunst eine ganze Sektion zu widmen. 

IDT 2001 und danach

Am 4. August im Zug von Luzern nach Bern habe ich folgendes notiert: 

"Das Thema der Tagung "Mehr Sprache – Mehrsprachigkeit – mit Deutsch" ist von fast allen Rednern so oft wiederholt worden, dass es für mich wie eine leere Hülle erscheint." 
Die XII. IDT war sehr europazentriert. DACHL = DACH + Liechtenstein ist zwar spielerisch interessant, aber etwas zu begrenzt, wenn man bedenkt, wie viel Mühe sich die Nicht-Europäer mit Werbung für Deutsch geben müssen. 

Computer scheinen in der europäischen DaF / DaZ-Praxis viel weniger verbreitet als in der von Nordamerika. Ich habe keine einzige Präsentation, keinen einzigen Vortrag, kein einziges Referat mit Power Point gesehen. Die Referenten haben ausschließlich mit Folien und OHP gearbeitet. Anscheinend werden die neuen Medien in der europäischen DaF/DaZ Theorie und Praxis viel kritischer betrachtet als in Amerika. An für sich halte ich dieses Zögern nicht für falsch (siehe Schwerdtfeger), nur für total unrealistisch.

Fast jede(r) zweite Referent(in) beklagt sich über die Allgegenwärtigkeit von Englisch. In Québec könnte man behaupten, dass DaF vielmehr durch Spanisch als Englisch bedroht ist. Mit Feindbildern sollte man sehr vorsichtig umgehen. Die Thesen von Krumm und Bausch sind in dieser Beziehung sehr relevant, bieten sie doch mögliche Lösungen an. Wir brauchen Theoretiker, die uns etwas Neues zeigen können. Mir fehlen keine Tipps und Tricks, sondern Konzepte. Umdenken im Sinne von Mehrsprachigkeit ist notwendig.
 


 
 
 
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Zwei Monate nach Tagungsende würde ich dieses nicht sehr strenge Urteil noch mehr mildern. Für mich hat es sich gelohnt, nach Luzern zu reisen. Mehrsprachigkeit darf keine leere Formel werden. Die Thesen von Krumm, Bausch und Schwerdtfeger sind  ernst zu nehmen. Ich betrachte sie als Wegweiser. 

Was die Neuen Medien betrifft, sollte ich meine pauschale Kritik viel vorsichtiger formulieren. So gab es die sehr anspruchvolle Webseite der XII. IDT (http://www.idt-2001.ch/), die auch Anfang Oktober immer noch eine Fülle von interessanten Informationen anbietet. Zudem wurde allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Sektion 20 gesagt, dass sie die Möglichkeit hätten, Unterrichtsentwürfe über das Internet in der Kunstbörse abzurufen. Die Kunstbörse sammelt die diskutierten Tagungsbeiträge mit allen Materialien, um sie nach der Tagung für den Unterricht schnell zur Verfügung zu stellen. Wenn man bedenkt, dass es insgesamt 30 Sektionen gab, die ähnliche Angebote haben machen können, kann man wirklich nicht behaupten, dass die neuen Medien in Luzern vernachlässigt worden sind.

Von vielen Beiträgen über die Anwendung von Film, Musik, Kunst und Architektur im Unterricht bleibe ich enttäuscht – nicht von den großen Projekten, wie "Zentrifugal", sondern von der immer noch allgemeinen Tendenz, die ich gespürt habe, Kunst im Klassenzimmer zu sehr auf das Niveau der zu übenden Sprache zu reduzieren. Ich weiß, dass andere in der Sektion diese Enttäuschung geteilt haben. Deshalb bin ich ziemlich zuversichtlich, dass Klassenlehrerinnen und -lehrer Wege finden werden, mit Kunst, Musik, Film und Architektur kreativer und produktiver umzugehen. Es wäre nicht schlecht, wenn APAQ- oder CATG- Mitglieder bei der nächsten Tagung über innovative Experimente im künstlerischen Bereich berichten könnten. Wer kommt mit nach Graz zur XIII. IDT?

Offizielle Dokumente des XII. IDT
3. Vorprogramm, März 2001 - Fachprogramm - Konzepte und Thesen.

Andere Dokumente
Karl-Richard Bausch, Deutsch nach Englisch: Zu den Spezifika des Lehrens und Lernens von Deutsch als zweiter Fremdsprache. Handout für den Vortrag am 3. August 2001.
 


 
 
 
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Sprachförderung Kanada - 1997 bis 2001 und wie weiter?!

Klaus Krischok, Montreal

Sprachförderung ist ein kompliziertes Geschäft: Personen, Institutionen, Anträge und Berichte, die alle die Aufgabe haben, Deutsch als Fremdsprache in Kanada zu fördern und das Erlernen von Deutsch und den Unterricht DaF langfristig zu sichern. Wie funktioniert das System der Sprachförderung in Kanada und wie soll es in der Zukunft weiter funktionieren?

Ständige Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache

Die Abkürzung StADaF ist sicher vielen schon einmal untergekommen, doch wissen sicher nur wenige Deutschlehrer, wer oder was StADaF wirklich ist: StADaF vereinigt die in der Sprachförderung tätigen Organisationen Goethe-Institut Inter Nationes, Deutscher Akademischer Austauschdienst, Zentralstelle für das Auslandsschulwesen im Bundesverwaltungsamt und Auswärtiges Amt. Diese Organisationen verständigen sich bereits in Deutschland über die groben Richtlinien der Förderung von Projekten und der Vergabe von Mitteln in einzelne Länder. Hier in Kanada setzt sich das StADaF-Gremium aus folgenden Vertretern zusammen: Kulturreferent der Botschaft Ottawa, Leiter der Sprachabteilung des Goethe-Institut Inter Nationes Montréal, Leiter des Büros DAAD New York und Fachberater Toronto. Dieses Gremium tagt in der Regel zwei Mal pro Jahr: Zunächst legt der Ausschuss in seiner Konzeption die Ziele der Sprachförderung fest; dies können z.B. Studentenaustausch, Verbandsförderung, Lehrerfortbildung etc. sein, dann - meist im November- entscheidet der Ausschuss über die ihm eingereichten Anträge zu Projekten.

Mit dem Bewerbungsschluss 30. September liegt dem StADaF-Kanada Ausschuss meist eine Vielzahl von Anträgen unterschiedlichster Art vor, die auf ihre Qualität und auf ihre Wirksamkeit geprüft werden. Die Kriterien 'Innovation', 'Kooperation' und auch 'Eigenbeteiligung' sind wichtige Qualitätsmerkmale, doch ist die Natur der Anträge so vielfältig wie es die Welt des Unterrichts eben auch ist. Jeder, der mit DaF zu tun hat, kann einen Antrag stellen. Antragsformulare bekommt man bei der Botschaft Ottawa (www.germanembassy.ca) oder bei den Goethe-Instituten. Anträge von kooperierenden Institutionen (also z.B. Deutschlehrerverbänden) haben meist bessere Chancen, befürwortet zu werden als Projekte, die nicht institutionenübergreifend arbeiten. Die StADaF-Mitglieder helfen übrigens gerne bei der Erstellung der Anträge, und sowohl CATG als auch CAUTG kooperieren beispielsweise eng mit dem Goethe-Institut Montréal bei der Formulierung ihres Antrags.

Einmal in Ottawa bewilligt, gehen die Anträge dann nach Berlin, wo sie einer weiteren Prüfung unterzogen werden. Erst dann - meist im Februar oder März des Projektjahres - kann der Antragsteller mit Sicherheit weiterplanen.

Selbstverständlich müssen Fördermittel, die aus Steuergeldern der Bundesrepublik Deutschland finanziert werden, zweckgebunden ausgegeben werden - und so verlangt StADaF einen Projektbericht, aus dem ersichtlich wird, wie das Projekt denn verlaufen ist. Ist das Projekt über das Goethe-Institut beantragt worden, so übernimmt das Goethe-Institut auch die Abrechnung und Berichterstattung.

StADaF ist also ein überinstitutionelles Instrument, das es Individuen wie Organisationen ermöglicht, in Kooperation lokale und nationale Projekte durchzuführen, die eigenbestimmt und sehr auf die Bedürfnisse Kanadas abgestimmt sind. Die Fördersumme ist mit ca. 170 000 DM pro Jahr in den letzten Jahren stabil geblieben und sogar etwas angestiegen. 

Ab dem Jahr 2002 werden auch die aus Mitteln des Auswärtigen Amts über das Goethe-Institut geförderten Sommerseminare (früher Sommerschulen) im StADaF-Gremium bearbeitet. Hier stehen noch einmal ca. 48 000 DM zur Verfügung.
 


 
 
 
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Goethe-Institut Inter Nationes

Seit der Schließung des Goethe-Instituts Vancouver Ende 1999 betreut das Goethe-Institut Toronto auch die Deutschlehrer im Westen Kanadas. Von Montreal aus werden dafür viele nationale Projekte (z.B. die Tagungen der CATG und der CAUTG) betreut. Auch das Goethe-Institut, das seit diesem Jahr mit Inter Nationes fusioniert ist, hat natürlich eine weltweite, regionale und länderspezifische Konzeption: Für uns stehen die Schwerpunkte 'Werbung für Deutsch als Fremdsprache', 'Lehreraus- und Fortbildung' und 'Kulturprogramme für Lerner- und Lehrerpublikum' an oberster Stelle. Das Goethe-Institut arbeitet prinzipiell immer mit lokalen Partnern zusammen, also Schulen, Universitäten, Deutschlehrerverbänden etc. Jedes Institut verfügt zur Durchführung der Projekte über einen sogenannten Projektsockel (der z.B. in Montreal für 2001 23.000 DM) beträgt. Jedes Institut kann aber auch zum Ende eines jeden Jahres (15. Dezember) Anträge an seine Zentrale senden, um Mittel für besondere Projekte zu bekommen. Auch hier gilt: Kooperation, Innovation und Partnerbeteiligung steigern die Chancen! Das heißt auch, dass die Goethe-Institute auf die Vorschläge der Partner angewiesen sind - und längst nicht alle Projektideen nur aus den Instituten kommen müssen.

Ein wichtiger Teil der Sprachförderung ist auch der Stipendienbereich. Auf www.goethe.de und in der Broschüre zur Lehrerfortbildung, die das Goethe-Institut bereithält, kann sich jeder über das Stipendienprogramm informieren und bewerben. Kanada erhält z.Zt. eine Quote von 13+ Stipendien, die über die Institute in Montreal und Toronto in Abstimmung mit dem Institut in New York vergeben werden können. Bewerbungsschluss ist für die meisten Seminare der 15. November. Lokale Stipendien für Deutschlehrer zur Teilnahme an Sprachkursen oder Konferenzen können jederzeit beantragt werden.

Im Jahr 2002 steht den Goethe-Instituten ein großer Wandel bevor: Bisher wurden die Sprachabteilungen von aus Deutschland entsandten Mitarbeitern geleitet. Ab dem kommenden Jahr wird diese Aufgabe von den entsandten Institutsleitern und lokal angestellten Referenten übernommen. Es wird sich zeigen, wie weit diese Umstellung Auswirkungen auf die Sprachförderung hat und zu hoffen sein, dass die Goethe-Institute nach einer Anlaufphase weiterhin aktiv und effizient in diesem Bereich tätig sein können.

Fachberater

Die beiden aus Deutschland entsandten Fachberater in Toronto und Edmonton hatten ursprünglich den Auftrag sich vor allem mit der Betreuung des Deutschunterrichts an den Deutschen Sprachschulen, bilingualen Schulen und der Deutschen Schule Montreal zu befassen. Dies ist auch immer noch der Schwerpunkt der Arbeit der Fachberater; in Abstimmung mit den Goethe-Instituten und den anderen StADaF-Mitgliedern sind aber auch die Fachberater in anderen Projekten der Sprachförderung tätig und betreuen Projekte, führen Seminare und Kulturprogramme vor Ort durch.

DAAD

Der DAAD betreut von seinem Büro in New York aus auch Kanada. Eine Vielzahl von Programmen, mit denen der Austausch von Studierenden und Unterrichtenden gefördert wird, steht zur Verfügung. Mit dem Schwerpunkt 'German Studies' hat sich für den DAAD ein Betätigungsfeld aufgetan, das weit über die traditionelle Stipendienvergabe hinausgeht. So werden über Mittel des DAAD und des StADaF Konferenzen, Vorlesungsreihen und Seminare finanziert, die einen interdisziplinären und institutionenübergreifenden Charakter haben. Der DAAD fördert Kurzzeitdozenturen, DAAD-Professuren (z.B. Université de Montréal) und - allem voran - das Canadian Centre for German and European Studies an der Université de Montréal und York University. Weitere Informationen sind auch hier auf den Webseiten www.daad.org und www.cceae.umontreal.ca zu haben.
 


 
 
 
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Botschaften und Konsulate

Die Bundesrepublik Deutschland ist mit ihren Auslandsvertretungen in Ottawa, Montreal, Toronto und Vancouver sowie Honorarkonsulaten in den größeren Städten Kanadas offiziell vertreten. Die Konsulate, die alle auch einen kulturellen Auftrag haben, sind sehr an der Förderung des Deutschunterrichts interessiert und helfen mit Materialien, Besuchen und Projekten. Sie sind oft unmittelbar auch in StADaF-Projekte involviert und mit den Fachberatern auch wichtige Ansprechpartner für die Förderung der deutschen Sprachschulen mit Mitteln der Bundesrepublik.

Deutschlehrerverbände

Alle bisher genannten Organisationen könnten ohne ihre wichtigsten Partner, die regionalen und nationalen Deutschlehrerverbände, nicht so funktionieren, wie sie es tun. Vertrauensvolle und kooperative Arbeit kommt allen zugute, am Ende vor allem den Deutschlehrern vor Ort und den Lernern, die sie betreuen. Der Dachverband CATG, der universitäre Verband CAUTG, der Verband der Sprachschulen KVDS sowie die Provinzverbände halten alle jährliche Konferenzen ab, die mit dem Goethe-Institut, dem DAAD, den Fachberatern und den Auslandsvertretungen gemeinsam organisiert werden. Lokale Referenten und Referenten aus Deutschland ermöglichen dabei den Konferenzteilnehmern den direkten Kontakt mit landeskundlichen, linguistischen und didaktischen Aspekten des Deutschunterrichts. Gemeinsame Werbe- und kulturelle Veranstaltungen machen Deutsch erlebbar und attraktiv.

Ausblick

'Sparmaßnahmen' ist eines der in den letzten Jahren am häufigsten gebrauchten Wörter im Zusammenhang mit der Sprachförderung. Tatsächlich aber hat sich das Volumen der finanziellen Mittel, die für Kanada zur Verfügung stehen, vergrößert und nicht verringert. Dies ist sicher auf die Qualität der Projektanträge und die generell sehr gute Kooperation der Institutionen zurück zu führen. Die hier vorliegende kleine Übersicht über die Sprachförderung hat auch den Zweck diese gute Zusammenarbeit weiter bestehen zu lassen. Teil dieser Zusammenarbeit ist eben auch der in den Grundsätzen der Canadian Association of Teachers of German geforderte Aspekt der Basisarbeit: Nur wenn die Deutschlehrer aus der Praxis für die Praxis ihre Interessen und Bedürfnisse formulieren, können die Mittler effizient arbeiten. Dass dies so bleibt und sich hier und da noch verbessert, kann man nur allen wünschen.
 

Kleines Abkürzungsverzeichnis

AA Auswärtiges Amt
BVA Bundesverwaltungsamt
GI Goethe-Institut Inter Nationes
DAAD Deutscher Akademischer Austauschdienst
GK Generalkonsulat
StADaF Ständiger Ausschuss Deutsch als Fremdsprache
CATG Canadian Association of Teachers of German
CAUTG Canadian Association of University Teachers of German
KVDS Kanadischer Verband Deutscher Sprachschulen
ACTG Atlantic Council of Teachers of German
APAQ Association des professeurs d'allemand du Québec
OATG Ontario Association of Teachers of German
MTG Manitoba Teachers of German
SATG Saskatchewan Teachers of German
AATG Alberta Association of Teachers of German
BCCTG Bristish Columbia Council of Teachers of German
AATG American Association of Teachers of German
ACTFL American Council of Teachers of Foreign Languages
IDV Internationaler Deutschlehrerverband
 


 
 
 
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Neues aus dem Goethe-Institut Inter Nationes Montréal/Ottawa

Klaus Krischok, Montreal

Der allgemein positive Trend und das wieder erstarkende Interesse an Deutsch schlagen sich auch in gestiegenen Einschreibezahlen am Goethe-Institut nieder: Mehr als 1000 junge Quebecker und Kanadier lernen hier pro Jahr Deutsch, da sie ein komplettes 'Paket', bestehend aus Sprachkurs, Tutorium, Computerlernzentrum, Deutscher Welle, Kino und Informationszentrum vorfinden. Das 'petit extra' wird bei uns groß geschrieben, denn schließlich vergeben Goethe-Institute, die sich nur als Ergänzung zum bestehenden Sprachkursangebot anderer Institutionen verstehen, keine Kredite. Es muss also Spaß machen und sich anderweitig lohnen, bei uns Deutsch zu lernen - und die Kursauswertungen bestätigen immer wieder, dass dies der Fall ist.

Neu im Angebot des Goethe-Instituts Montréal ist ein Fernlernkurs mit EINBLICKE, dem TV-Sprachkurs, über den das letzte Forum Deutsch berichtet hat. Kontaktstunden auf Mittelstufenniveau, Selbstlernmaterial im Computerzentrum und tägliche Wiederholungen der Folgen auf dem quebecker Bildungskanal stellen ein attraktives Paket dar. 

Die Kooperation mit dem quebecker Erziehungsministerium erweitert und intensiviert sich: Das Assistentenprogramm Deutschland-Quebec ist in seinem dritten Jahr nun bereits schon geschätzte Routine, das offizielle Austauschprogramm Quebec-Bayern-Nordrhein-Westfalen weist einen starken Aufwärtstrend auf, von Colleges und Schulen organiserte und von der quebecker Regierung geförderte bilaterale Austausch- und Besuchsprogramme ermöglichen zusätzlich einer immer größer werdenden Zahl junger Kanadier, Deutschland kennen zu lernen. Leider bleiben die Zusagen von Schulen, nun auch endlich Deutsch in das Sekundar- schulcurriculum aufzunehmen, noch aus, doch gibt es immerhin hier und da sehr positive Ansätze und Projekte.

Kulturprogramme, die sich gerade auch an junge Lerner richten, sind weiterhin Schwerpunkt unserer Arbeit, gerade auch dann, wenn wir sie als attraktive Werbemaßnahme verpacken können: Deutsche Wochen in Quebec und an der Bishop's University stehen im Herbst 2001 an. '100 Jahre Deutsches Kabarett' ist das Motto des 'Tages der Offenen Tür' im Rahmen der 'Journees de la Culture'. 

Die neue, und durchaus attraktive deutschsprachige Literatur wird auf der Buchmesse in Montreal vorgestellt. Von hier aus organisieren wir eine Mammuttournee dreier sehr junger deutscher Autoren (Maike Wetzel, Tobias Hülswitt, David Wagner), die auf www.goethe.de/literaturtrio und www.jetzt.de virtuell begleitet wird. 

  Maike Wetzel 

 
 
 
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Der Schweizer Kabarettist Franz Hohler (s.o.) reist auch mit Unterstützung durch Pro Helvetia nach Fredericton, Sherbrooke, Montreal, Ottawa und Toronto. Die Schweizerin Zoe Jenny und die Österreicherin Kathrin Röggla begleiten das Literaturtrio auf einem Teil ihrer kanadischen Reise.

Das Montrealer Weltfilmfestival zeigte 2001 zum ersten Mal den Schwerpunkt 'Neue Filme aus Deutschland'. Eine wunderbare Gelegenheit auch für uns für Deutsch und Deutschland zu werben. Eine Replik der Berliner Mauer hat hier zur Weltpremiere des Films 'Der Tunnel' Tausenden von Montrealern die Geschichte der deutschen Teilung und Wiedervereinigung näher gebracht.

Von Montreal aus werden aber auch die kanadaweiten Projekte koordiniert: Die Forum Deutsch-Redaktion hat hier zur Zeit ihren Sitz, StADaF-Anträge werden von hier aus betreut, Stipendien beraten und die Konferenzen der CATG und CAUTG mitorganisiert.

Zum Schluss noch zwei Nachrichten in eigener Sache:

Die Fusion von Goethe-Institut und Inter Nationes ist vollzogen. In den nächsten Jahren wird sich sicher einiges für uns und auch für unsere Gäste und Partner ändern, vor allem was die Materialversorgung angeht. Wir versuchen Sie immer auf dem Laufenden zu halten, doch können Sie sich am besten auf unserer Webseite www.goethe.de informieren.

Nach dann fünf Jahren verlässt Klaus Krischok Montreal. Nicht nur mit einem, sondern mit zwei weinenden Augen!!! Die Zeit in Kanada war eine lehrreiche, sehr produktive und angenehme Zeit! Ich hoffe, dass einiges, was wir gemeinsam geplant und unternommen haben, Bestand haben wird. Doch nur wer sich ändert, bleibt sich treu: Und so werde ich mit großem Interesse verfolgen wie sich die Goethe-Institute, die Deutschlehrerverbände und auch Forum Deutsch in den nächsten Jahren entwickeln. Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen alles erdenklich Gute für die Zukunft und hoffe, dass wir uns bald in München wiedersehen.

Das Goethe-Team in Montreal wird Ihnen aber weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen!! 
 


 
 
 
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Aus dem Goethe-Institut Inter Nationes Toronto

Harald Bieck, Toronto

Das Jahr 2001 scheint in besonderer Form das gelesene bzw. gesungene Wort in den Mittelpunkt gestellt zu haben: Anfang März war Holger Teschke zu Gast, der aus seinem Buch Lenins Waggon las. Ende März trug dann José Oliver Gedichte und Lieder auf Deutsch und Spanisch vor. Am 3. Oktober amüsierten Melanie Haupt und Boris Leibold mit ihren musikalischen Beiträgen unter dem Motte „Glück – zu wahr, um schön zu sein“ das Publikum in Toronto. Einen Tag später traten die beiden Künstler anläßlich einer Lehrerfortbildung in Regina auf. Mit Humor geht es dann auch am 23. Oktober weiter. Der Schweizer Kabarettist Franz Hohler wird uns auf unterhaltsame Art und Weise erklären, wie die Berge in die Schweiz kamen. Lesungen zunächst von Ingo Schulze aus „33 Augenblicke des Glücks“ und dann von fünf jungen Autoren aus Österreich, der Schweiz und Deutschland bereichern das Herbstprogramm. 

Sehr beliebt sind auch weiterhin die Filmabende am Donnerstag in der KINOWELT Hall. Aber unsere Bemühungen richteten sich nicht ausschließlich auf die Organisierung von Lesungen und musikalischen Vorträgen: Auch in diesem Jahr standen und stehen viele Fortbildungsprogramme auf dem Plan. Zu einer Tradition sind sowohl die Fortbildungsveranstaltungen für Studenten an der Pädagogischen Fakultät der Universität von Western Ontario in London als auch das Seminar für Lehrassistenten an den Universitäten in Ontario geworden. Aber auch das Sommerseminar für Lehrer in den Westprovinzen British Columbia und Alberta wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal vom GI Toronto organisiert und mitgestaltet und nimmt damit auch einen festen Platz in der Reihe der Fortbildungsveranstaltungen ein.

Am 3. November wird ein Workshop für Geschichts- und Geographielehrer stattfinden, in dem die Social Studies Materialien vorgestellt werden sollen. Im vergangenen Sommer nahmen wiederum mehrere kanadische Deutschlehrer an Fortbildungsveranstaltungen in Deutschland teil. 

Eine Hauptaufgabe war auch wieder die Werbung für das Fach Deutsch. Veranstaltungen wie die OMLTA-Konferenz im März und „Word on the Street“ wurden genutzt, um mit Postern und Flyern verstärkt die Aufmerksamkeit auf Deutsch zu richten.

Obwohl wir mit immer weniger Geld auskommen müssen, haben wir die von uns gesetzten Ziele für das Jahr 2001 erreicht und möchten an dieser Stelle allen unseren Partnern für die gute Zusammenarbeit und ihre Unterstützung danken.

Wir stehen allen Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern auch im kommenden Jahr mit Rat und Tat zur Seite.
 


 
 
 
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BERICHTE DER KANADISCHEN MITGLIEDSVERBÄNDE

Bericht der CAUTG/APAUC

Michael Boehringer, Waterloo

Im Mai 2001 hielt die CAUTG/APAUC ihren jährlichen Kongress in Verbindung mit der Humanities and Social Sciences Federation of Canada an der Laval Universität ab. Ca. 150 Germanisten und Deutschlehrer aus allen Teilen Kanadas waren anwesend und nahmen an zwanzig Sitzungen über deutsche Sprache, Literatur, Kultur und Film aller Perioden teil. Durch die freizügige Unterstützung und organisatorische Teilnahme des Goethe-Instituts und des StADaF war ein ganzer Tag dem Themenbereich "Sprachpädagogik“ gewidmet. Ein Gastvortrag und Workshop von Michael Legutke (Gießen) und Esther Enns (Calgary), sowie ein Dutzend individueller Präsentationen, gehalten von Kollegen aus dem ganzen Land, gaben Einblicke über den neuesten Stand der Sprachpädagogik. 

Ein weiterer Glanzpunkt war der Vortrag und die Lesung von Hans-Ulrich Treichel, welche viele Zuhörer anzogen und eine lebhafte Diskussion auslösten. Der Höhepunkt des Kongresses war unzweifelhaft Hans Eichners (Queen’s; Toronto) Lesung aus seinem Roman Kahn und Engelmann: Eine Familiensage, der noch am selben Tag und unter seiner Teilnahme eine Podiumsdiskussion zum Thema 'Deutsch-jüdische Literatur heute' folgte (organisiert von Linda Feldmann, Windsor). Professor Eichners Teilnahme wurde von der österreichischen Botschaft unterstützt. 

Bei der alljährlichen Geschäftsversammlung wurde Raleigh Whitinger (Alberta) in der Nachfolge zu Rodney Symington (Victoria) zum neuen Herausgeber der Zeitschrift "Seminar. A Journal of Germanic Studies", der offiziellen wissenschaftlichen Zeitschrift der Vereinigung, gewählt. 

Der Koordinator des Kongress-Programms, Chris Lorey (New Brunswick) verdient besondere Anerkennung für die Organisation eines herausragenden Kongresses, während die österreichische Botschaft, das Goethe-Institut (vertreten durch Klaus Krischok) und die Bundesrepublik Deutschland den Kongress großzügig unterstützten. 

Die CAUTG/APAUC konzentriert sich im neuen akademischen Jahr auf vielfältige Arbeitsbereiche, inklusive der Direktorstelle der kanadischen Sommerschule in Deutschland, den alljährlichen Werkstudentenflug, und den Kongress in Toronto nächstes Jahr (Mai 2002).


Bericht des KVDS

Ilse Spangenberg, London, ON

Der KVDS organisierte im Mai 2001 in Calgary für Lehrer und Lehrerinnen der Deutschen Sprachschulen Kanadas ein Fortbildungswochenende.

In den Räumen der Deutschen Sprachschule Calgary trafen sich Teilnehmer aus allen Provinzen Kanadas, nahmen am Samstagmorgen am Unterricht der Sprachschule teil, diskutierten allgemeine Probleme und lernten in den Workshops der Experten und Expertinnen.

Dem Motto der Konferenz wurden die TeilnehmerInnen gerecht: "Kommen Sie als aktiver Teilnehmer!“ So sprachen nicht nur die beiden Fachberater Bernd Schliephake, Toronto und Karl Suess, Edmonton, sondern einen großen Teil des Wochenendes gestalteten die SprachschullehrerInnen selber. Sie berichteten in den Workshops von ihren Unterrichtsmethoden und Erfahrungen und stellten diese zur Diskussion.

 

 
 
 
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Drei Lehrerinnen haben anhand des "Leitfadens für Deutsche Sprachschulen", ein Curriculum, das in allen Sprachschulen eingeführt ist, Jahresplanungen für die 1. und 2. Grundschulklasse entworfen. Diese vorzüglichen Materialien können von den Verfasserinnen bezogen werden. Sie werden den noch jungen, unerfahrenen SprachschullehrerInnen eine große Hilfe sein und den Erfahrenen viele Anregungen geben.

Am Freitag beim Empfang knüpften die TeilnehmerInnen Kontakte und diskutierten allgemeine Probleme. Am Samstag und Sonntag wurde intensiv gearbeitet. Am Samstagabend begrüßte Annemarie Heinze, die Präsidentin des KVDS, als Ehrengäste Dr. Ester Enns, Professorin für Deutsch an der Universität Calgary, und Joanne van Donzel, Alt-Präsidentin des Deutschlehrerverbandes Kanadas. Nach einem Tag anstrengender Arbeit wurde fröhlich in "Line" getanzt und Karli Suess, unser Barde, sang seine Balladen. 

An diesem Wochenende erfüllten sich die gestellten Erwartungen der professionellen Weiterbildung; gleichzeitig wurden Kontakte geknüpft, die den Zusammenhalt der SprachschullehrerInnen und -leiterinnen fördern. Diese positive Ausstrahlung hilft den Unterrichtenden der räumlich oft weit voneinander entfernt liegenden Sprachschulen mit frischem Enthusiasmus und neuem Unternehmergeist weiterzumachen.

Die Bereitschaft von vier jungen Sprachschullehrern im Vorstand aktiv mitzuarbeiten, ist als ein weiterer Erfolg dieses Wochenendes anzusehen. 


Aus den Atlantikprovinzen

Klaus Krischok, Montreal

Deutsch wird hier an allen größeren Universitäten unterrichtet; New Brunswick und Dalhousie-University verfügen sogar über ein Master's Programm. Der Präsident der ACTG, Uwe Wilhelm, verbrachte das akademische Jahr an der Universität Freiburg, um dort kanadische Austauschstudenten zu betreuen.

In der Stadt Halifax gibt es weiterhin eine Anzahl von Sekundarschulen, die Deutsch unterrichten. Erika Ehses von der ACTG ist mit ihrer Klasse zum wiederholten Male im Austausch in Heidelberg gewesen, konnte an einem Goethe-Seminar in Deutschland und an der IDT-Tagung in Luzern teilnehmen. Memorial University organisiert demnächst mit der University of New Brunswick kooperative Filmkurse: Alle diese Programme und Projekte werden auch dieses Jahr wieder im Rahmen der ACTG-Tagung Ende Oktober zusammengeführt, die mit Hilfe von StADaF und Goethe-Institut Montreal organisiert wird und den weit verstreut arbeitenden KollegInnen die Möglichkeit gibt, außer dem ständigen E-mail-Kontakt auch den persönlichen und fachlichen Direktkontakt zu wahren.


Neues von APAQ

Christel Keller-Segovia, Montreal

Der Verband trifft sich am 25. und 26. Oktober zur Herbsttagung im Goethe-Institut Montreal. Auch an diesem Wochenende werden wir die Lehrerfortbildung mit einem kulturellen Programm verknüpfen. Dabei steht unsere Lehrerfortbildung wie immer unter dem Motto: 'Lehrer bilden Lehrer weiter', denn die Mitglieder unseres Verbandes übernehmen ausschließlich diese Funktion. Dies beinhaltet die Analyse von neuen Unterrichtsmaterialien (Lehrwerken und Computermaterialien) und die Berichterstattung der Stipendiaten, die an den Sommerseminaren in Deutschland und der IDT in Luzern teilgenommen haben. Offizieller Vertreter des Verbandes in Luzern war unser Vizepräsident, Alain Forget. Wir freuen uns schon auf den Besuch von Karl Heinz Suess, der uns mit seinem Beitrag "Der Lehrer und die Präsentation" einen Spiegel vorhalten wird. Der Höhepunkt unseres kulturellen Programms am Freitagabend ist das Kabarett von Franz Hohler, der dann am Samstag seine kleinen Zuhörer mit Geschichten für Kinder unterhalten wird.
 


 
 
 
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Die Arbeit unseres Verbandes ist weitreichend. Folgende Arbeitsgruppen sind weiterhin sehr aktiv und erfolgreich: 
· Deutsch an Sekundarschulen, 
· der Schüleraustausch der Sekundarschulen und Cegeps,
· das Assistentenprogramm Deutschland-Québec und Québec-Deutschland, 
· die Arbeitsgruppe Forum Deutsch,
· Einblicke (Ausstrahlung eines Fernsehsprachkurses über den Bildungskanal Canal Savoir),
· der Deutschwettbewerb des Generalkonsulats.
Zum wiederholten Male haben die beiden Sommerschulen in Montreal und Québec Stadt stattgefunden, die sehr unterschiedlich organisiert sind. Das Universitätsgelände der Université Laval in Québec bietet eine ideale Voraussetzung zur Immersion. Lehrer und Studenten verbringen den Tag gemeinsam. In Montreal liegt der Schwerpunkt mehr auf dem Angebot von zusätzlichen Spezialkursen, die sich an die Studenten der vier Universitäten richtet.

Auf unserer Leitseite http://www.unites.uqam.ca/langues/all/apaq/APAQ.htm können Sie jederzeit neue Informationen über den Quebecker Deutschlehrerverband finden.

Ein Wort des Dankes gebührt dem Goethe-Institut Montreal und insbesondere dessen Sprachleiter Klaus Krischok. Hier in Montreal sind wir uns bewusst, in welcher glücklichen Lage wir uns befinden. Der Verband profitiert nicht nur von den ausgezeichneten Räumlichkeiten, sondern vor allem von der dynamischen Mitarbeit Klaus Krischoks an vielen Projekten. 


Bericht der OATG

Gerd Siewert, Toronto

Die Verbandsarbeit des letzten Halbjahres stand leider nicht immer unter einem günstigen Stern. Versetzungen einiger unserer langjährigen Mitglieder in den wohlverdienten Ruhestand haben an manchen Schulen dazu geführt, dass die freigewordenen Lehrerstellen gestrichen wurden. Die Verwaltungen geben vor, ihnen seien die Hände gebunden: Bei Neueinstellungen muss eine vorgeschriebene Reihenfolge eingehalten werden. Ausschlaggebend ist dabei das Dienstalter, nicht aber die Lehrbefähigung der Kandidaten. Fazit: Der Deutschunterricht fällt weg; den Schülern werden "alternative" Wahlfächer angeboten.

Nicht nur einzelne Schulen sind betroffen. Innerhalb eines Schulbezirkes ist sogar beschlossen worden, Deutsch an sämlichen Schulen abzuschaffen. Ein offener Protestbrief unseres Verbandes an den für diese Entscheidung verantwortlichen Direktor, gekoppelt mit einer Bitte um Erklärung, bleibt weiterhin unbeantwortet.

Um die schwankende Zahl der Deutschschüler in Ontario genauer zu dokumentieren, versuchen wir momentan, diese statistisch genauer zu erfassen. Diese Bestrebung geht zurück auf eine Initiative unserer Mitgliedssekretärin, die mittels einer Telefonkampagne die entsprechenden Schulen direkt befragen will.
 


 
 
 
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Die Abwanderung der Schüler in "leichtere" Sprachen wird auch dadurch ermöglicht, dass eine Unzahl von Sprachkursen (über 150 allein in Toronto) an Samstagvormittagen von meist unqualifizierten Lehrkräften unterrichtet werden. Um diesem neuen Phänomen Herr zu werden, versucht das Ontario Institute for Studies in Education (OISE) in Zusammenarbeit mit der OATG und anderen Verbänden, die Befähigung des Lehrpersonals auf ein Mindestniveau zu heben.

Bei den lang-etablierten KVDS-Schulen sieht das Bild viel besser aus. Ihr hohes Leistungsniveau und guter Ruf stehen außer Zweifel, und sie erfreuen sich weiterhin regen Zulaufs. Besonders gut schneiden dabei die Kinder von osteuropäischen Einwandererfamilien ab, die auf dem Wege nach Kanada in Deutschland "Station gemacht" haben. Weigern sich ("aus finanziellen Gründen") heimische Schulbehörden, diesen Schülern Zeugnisse zu erstellen, versucht die OATG, akkreditierte Privatschulen zu vermitteln, die bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen.

Wer hat die besten Deutschschüler? Diese Frage wird jedes Jahr neu beantwortet durch den Deutschwettbewerb der OATG. Nach den Bezirksvorrunden im Februar wurden im Mai von der University of Waterloo in der Endrunde die Sieger ermittelt. Wir hoffen, dass die Sponsoren (u.a. auch das Goethe-Institut) unsere Bemühungen auch im kommenden Jahr weiterhin großzügig unterstützen. Es wird wieder drei Leistungsstufen geben: die Vorarbeiten für die Erstellung der Testmaterialien wurden schon in den Sommerferien abgeschlossen.
Im Sommer ging auch wieder das von der OATG koordinierte Kulmbachprogramm über die Bühne, in dessen Rahmen Schüler von Ontario an einem fünfwöchigen Immersionskurs des Internationalen Sprach- und Begegnungszentrums teilnehmen.

Auch für die Lehrer waren Studium und Fortbildung in Deutschland von großem Interesse. Die vom Goethe-Institut angebotenen und mit einem Stipendium verbundenen Fortbildungskurse waren im Nu vergeben. Von dem neu erworbenen Wissen in Landeskunde und Didaktik profitieren nicht nur die Lehrer, sondern auch ihre Schüler.

In der Hauptverwaltung des Goethe-Instituts hat man sich etwas Neues ausgedacht: Bei einer Umstrukturierung ("aus finanziellen Gründen") soll der Leiter der Sprachabteilung in Toronto - wie auch sein Kollege in Montréal - durch eine "Ortskraftstelle" ersetzt werden. Das letzte Wort darüber ist noch nicht gefallen; wir hoffen natürlich, dass man sich eines Besseren besinnt.

Der Hauptreferent unseres Immersionswochenendes (Thema: "Deutsche Jugend heute") kommt aus München. Timm Klotzek, der Redakteur der Jugendzeitschrift jetzt, wird relevante Materialien vorstellen und über den Problemkreis Jugendsprache ("Denglisch") sprechen. Die OATG hofft, dass dieses Fortbildungsseminar (die entsprechenden Verhandlungen sind im Gange) vom Erziehungsseminar als einer der Pflichtkurse anerkannt wird, die in den nächsten fünf Jahren von allen Lehrern in Ontario absolviert werden müssen. Wir werden versuchen, unsere Mitglieder im nächsten Rundbrief und mit unserer Webseite http://www.oatg.org über den Stand der Diskussion auf dem Laufenden zu halten.

Geplant ist, dass beim Frühjahrskongress der OMLTA (Ontario Modern Language Teachers´ Association) die OATG zusätzlich zu einem Werbestand mit mindestens drei Workshops in Erscheinung tritt.

Ein erfreulicher Ausblick: Verschiedene Reiseveranstalter haben Berlin "entdeckt" und wollen 2002 mit Hilfe der OATG Bildungsreisen für interessierte Kunst-, Musik- und Geschichtslehrer anbieten. Wir hoffen, dass sich diese Initiativen erfolgreich in die Tat umsetzen lassen.
 


 
 
 
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MTG Bericht 2001
Karl Langelotz, Winnipeg

Das Arbeitsjahr der MTG fängt immer im Herbst mit unserem Inservice-Training an. 
Seitdem gab es schon zwei Ausgaben unseres MTG Newsletters, den 27. Manitoba Deutschen Sprachwettbewerb und ein erfolgreiches Austauschjahr. 

Im September 2000 arbeiteten wir an dem Thema “Grammatik macht Spaß”. Das jährliche Treffen ist immer ein Erfolg, das uns als Lehrergruppe stärker und tüchtiger macht. Wir wissen, dass es viel Arbeit macht, die verschiedenen Aufgaben der MTG weiterzuführen und wir sind den vielen Mitarbeitern dankbar.

Der 27. Sprachwettbewerb wurde im Februar 2001 wieder organisiert. SchülerInnen aus der ganzen Provinz machten mit: Drei Reisen nach Deutschland (dank der MTG, PAD und des Goethe-Instituts) für die Gewinner in den Schulkategorien wurden vergeben.

Das Austauschprogramm mit Niedersachsen und Hamburg ist noch immer erfolgreich und viele SchülerInnen bewerben sich wieder. Erst Anfang September trafen sich ungefähr 75 junge Leuten bei Cedarwood Camp (eine Stunde außerhalb Winnipegs), um die wunderschöne Natur Manitobas zu erleben. Wandklettern, Fahrrad und Kayak fahren und natürlich informelle Treffmöglichkeiten waren Andenken des Wochenendes.

Zuletzt trafen wir uns als ganze Mitgliedschaft am 28. September 2001, um das Thema, “Beyond Classroom Walls” zu behandeln. Esther Enns, wohlbekannte Professorin der Universität Calgary, erzählte, wie man die Erfahrungen der SchülerInnen in dem Klassenzimmer brauchen kann. Andere Workshops gaben die Möglichkeit, alle Mitbeteiligten fortzubilden.


SATG Nachrichten

Ilona Beck, Saskatoon

Während der beiden letzten Jahre versuchte die SATG neben bereits bestehenden lokalen Projekten einen ihrer Aufgabenschwerpunkte auf vermehrte Fortbildung zu legen.

Das gelang sehr gut unter Mithilfe des Fachberaters Karl Suess und des Goethe-Instituts Toronto. Im Winter 2001 leitete Karl Suess einen Workshop in Regina zum Thema “Medieneinsatz im Fremdsprachenunterricht, der effektive Einsatz authentischer Texte, Videoclips und Filmausschnitte im Klassenzimmer”. Die Veranstaltung wurde von allen lokalen Mitgliedern genutzt und fand großen Anklang. Ebenso fand am 5. Oktober in Verbindung mit der SATG-Jahresversammlung eine weitere Fortbildung in Regina statt. Harald Bieck, Leiter der Sprachabteilung des Goethe-Instituts Toronto, arbeitete mit interessierten Lehrern am Thema “Aufgabengesteuertes Lernen”. Er regte mit verschiedensten Unterrichtsprojekten an, den kommunikativen Unterricht zu stärken. Im Mittelpunkt stehen nicht Fragen, sondern Aufgaben, um die verschiedenen sprachlichen Fähigkeiten zu trainieren mit dem Ziel, sprachliche Handlungen zu automatisieren. Die zahlreichen Beispiele, welche Lehrer in Partnerarbeit erproben konnten, fanden großen Anklang und werden bestimmt ihre Anwendung im Untericht finden. In einem weiteren Teil wurden nützliche Materialien wie Spiele, Lieder und Bücher vorgestellt. Am vorhergehenden Abend präsentierten die deutschen Musiker Melanie Haupt und Boris Leipold aus Berlin und Düsseldorf, unseren Mitgliedern Chansons der 30er, 40er und 50er Jahre. Die Revue stand unter dem Titel ”Glück - zu schön, um wahr zu sein”. Das Programm wurde mit Begeisterung von den Zuschauern aufgenommen und wird noch lange in Erinnerung bleiben.
 


 
 
 
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Die SATG Jahresversammlung bestätigte den “alten” Vorstand für eine weitere Amtsperiode. Somit bilden Ilona Beck als Präsidentin, Jeanette Kuiper als Vizepräsidentin und Anne Ashton als Sekretärin weiterhin den Vorstand von SATG.

Weitere Veranstaltungen der SATG waren der alljährliche provinzielle Sprachwettbewerb im Mai 2001, wo Oberschüler getrennt nach sog. “Muttersprachlern” und solchen, die nur im Schulsystem Saskatchewans Deutsch erworben hatten um Geldpreise und den begehrten Goethepreis, den Sprachkurs in Deutschland, konkurrierten. Die Gewinnerin war Christine Pascu aus Saskatoon.

Trotz sinkender Schülerzahlen und geringer Deutschlehrerschaft in Saskatchewan sowie Schwierigkeiten, den status quo als Organisation zu erhalten, sind wir überzeugt weiterzumachen und an dieser festen, jedoch kleinen Basis weiter zu bauen, um Positives für den Deutschunterricht in Saskatchewan zu schaffen.


Bericht der AATG

Norman Zweifel, Edmonton

Fünf Vertreter der AATG waren bei der Internationalen Deutschlehrer Tagung in Luzern dabei: Joanne von Donzel aus High River, Dr. Prokop, Luciana Popp aus Edmonton, Eva Abbas aus Grande Prairie, und ich, Norman Zweifel. Es war gut zu merken, dass Lehrer auf der ganzen Welt die gleichen Probleme wie wir haben. Nicht mehr können wir sagen, dass es in Deutschland oder in Amerika beim Fremdsprachenunterricht anders sei. Die Lehrer im Ausland leiden auch unter Stress, zu wenig Respekt von der Schulbehörde und der Gemeinde, usw. Es war deutlich, dass die Globalisierung der letzten 20 Jahre der Hauptfaktor ist. Trotzdem machen wir als Lehrer bzw. Lehrerinnen gute Miene zum bösen Spiel.

Hier zu Hause in Alberta traf sich der Deutschlehrerverband am 18. September zum ersten Stammtisch. Hannah Noerenberg berichtete über die Umfrage, die alle im Juni auf dem Listserve bekamen. Es wurde berichtet dass es noch viel Interesse an weiteren Lehrerfortbildungen gibt. Das Interesse liegt bei aktuellen Tendenzen in der Entwicklung des Deutschunterrichtes. Einige interessieren sich für ein Mentorprogramm und sogar für ein Immersionswochenende. 

Es erschien neulich vom Listserve ein "Call for Papers" von Valeria Palladino (nvpallad@telusplanet.net) und Nicole Falcone (falcone@eudoramail.com). Wer sich der Umfrage widmen möchte, dem empfehle ich auch, an der Konferenz 2002 teilzunehmen.  Mitglieder der ISLC oder AATG können die Tagung als Basis für den Professional Growth Plan verwenden. 

Die nächste Exekutivsitzung ist am 18. Oktober um 1 Uhr bei Norman Zweifel. Haupthemen sind der 2002 Writing Contest und die Konferenz 2002.
 


 
 
 
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BCCTG Bericht

Ellen Bornowsky, Vancouver

Am 19. Oktober fand in Vancouver der jährliche Fortbildungstag des BCATML (BC Association of Teachers of Modern Languages) statt. Dieser Tag wird von und für LehrerInnen im öffentlichen Schuldienst veranstaltet, und KollegInnen aus der ganzen Provinz im Bereich Fremdsprachen trafen sich wieder im Delta Pacific Hotel. Lehrer für Französisch, Chinesisch, Japanisch, Spanisch, Punjabi und Deutsch nahmen an einer Vielzahl von interessanten und praxisnahen Workshops teil. Deutschlehrer hatten wieder das große Glück, Interessantes und Wertvolles von Isolde Hey und Karl Suess zu erfahren. 

Gleich danach, am Samstag, den 20., feierte die Deutsche Sprachschule Surrey ihr 30jähriges Jubiläum mit einem "Tag der offenen Tür". Leiterin Dagmar Cox berichtet stolz, dass es dieses Jahr 200 SchülerInnen gibt, die sich jeden Samstagvormittag in der Johnston Heights Secondary School mit ihren Lehrern treffen. Der größte Zuwachs ist in der Vorschulklasse und im Kindergarten, wo etwa 40 Kinder zwischen vier und sechs Jahren eingeschrieben sind. 18 LehrerInnen und vier Assistentinnen bemühen sich sehr, dass alle Schüler Erfolgserlebnisse geniessen können. Der Austausch mit Hemmingen läuft immer noch. Die Sprachschule bietet auch die "Credit Courses" German 11 und 12 (mit Provincial Exam) für Schüler in öffentlichen Schulen, wo Deutsch nicht angeboten wird. Dieses Jahr haben sie jeweils elf Schüler für Sprachdiplom I und II. Die Kandidaten vom letzten Jahr haben alle erfolgreich bestanden.

Die erste Ausgabe von DIALOG ist Ende September erschienen, und das Redaktionsteam hat wieder gute Arbeit geleistet. Leider muss man aber berichten, dass das Interesse an Deutsch an einigen öffentlichen Schulen immer noch zurückgeht, da Schüler sich lieber für Spanisch entscheiden, was dem allgemeinen Trend entspricht. Die Zahl der am Provincial Examen für Deutsch teilnehmenden SchülerInnen im Juni 2000 lag um knapp 250, etwas weniger als im Schuljahr 1999.


Sommerseminar 2001 für Deutschlehrer aus Alberta und British Columbia 

Klaus Blume, Prince George, B.C.

In diesem Sommer fand das jährliche Seminar für Deutschlehrer aus diesen beiden Provinzen, das vom Goethe-Institut durchgeführt wird, in Kelowna statt. Die fünf Tage vom 20. – 24. August waren intensiv gestaltet, und das breite Angebot von Themen bot etwas für jeden der sechzehn Teilnehmer, die aus den verschiedensten Orten angereist waren. Es waren Kolleginnen und Kollegen da, die an Sprachschulen unterrichten (den sogenannten Samstagsschulen), aus dem öffentlichen Schulbereich, und eine Teilnehmerin unterrichtet Deutsch an der Universität. 

Karl Suess, Fachberater für Deutsch, zeigte uns am Montag, wie man systematisch ein Lehrbuch analysiert, um herauszufinden, ob es für den eigenen Unterricht geeignet ist. Auch führte er uns vor, wie man Musik im Unterricht einsetzen kann, seien es nun deutsche Volkslieder, Sprachlernlieder von Uwe Kind, oder auch Pop/Rock/Hip Hop-Songs, um damit nicht nur den Unterricht aufzulockern, sondern auch für neue Motivation bei den Schülern zu sorgen.

Märchen, Sagen, und Balladen für den Unterricht standen am Dienstag auf dem Programm. Die Teilnehmer bekamen vorgeführt, wie man derartige Texsorten im Unterricht einsetzen kann und was dazu gehört, etwa eine Ballade selbst vorzutragen.

Am Mittwoch überzeugte uns Isolde Hey (Goethe Zentrum Vancouver), wie wichtig es für einen Schüler ist, sein eigenes Lernen in die Hand zu nehmen. Natürlich muss es vom Lehrer gesteuert werden, aber der Lernerfolg ist größer, wenn der Lernende aktiv in den Lernprozess einbezogen ist.
 


 
 
 
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Am Donnerstag führte uns Harald Bieck (Goethe-Institut Toronto) vor, wie man aufgabengesteuertes Lernen im Unterricht anwenden kann. Während auf Fragen im Unterricht oft nur eine Antwort gegeben wird oder aber nur eine sehr begrenzte Bandbreite an Antwortmöglichkeiten vorliegt, verlangt das aufgabengesteuerte Lernen das Üben des freien Sprechens. Satzstrukturen und angewandte Grammatik werden also im Zusammenhang eines sinnvollen Gesprächs geübt.

Am Freitag besuchte uns der zuständige Vertreter des deutschen Generalkonsulats in Vancouver, Herr Johannes Harms. Das Thema dieses Tages: Wie kann man das Deutschprogramm an den Schulen weiter ausbauen? Es ist kein Geheimnis, dass Deutsch nicht unbedingt das populärste Unterrichtsfach in der Schule ist. Fremdsprachen insgesamt haben keinen allzu großen Stellenwert, und auch die starke Konkurrenz des Spanischen lässt sich nicht verleugnen. Doch es gibt Ausnahmen: In Grande Prairie, Alberta, läuft ein außergewöhnlich erfolgreiches Deutschprogramm, das sich auf die dynamische Persönlichkeit des Deutschlehrers zurückführen lässt. Inwieweit lässt sich das kopieren? Welche Maßnahmen kann man als Werbung für Deutsch einsetzen, z.B. den Gewinn einer Reise bei einem Sprachwettbewerb? Dieser Themenkreis hielt uns gefangen, bis am frühen Nachmittag die Tagung leider zu Ende ging und die Teilnehmer den Heimweg antraten. 

Während des gesamten Seminars wurden wir ständig mit Internetadressen bekannt gemacht, die für den Deutschunterricht geeignet sind. Auch wurden Kassetten, CDs, und Videos vorgeführt. Mit anderen Worten: Es wurde praktiziert, was gepredigt wurde. Nicht vergessen möchte ich auch die freizügige Vergabe von Unterrichtsmaterialien und „Ausrüstung“ für das Klassenzimmer durch Harald Bieck und Karli Suess. An dieser Stelle sei ihnen ein herzliches „Danke schön“ gesagt!

Wir alle hoffen, dass diese Art der Fortbildung für Deutschlehrer auch in Zukunft weiter geführt werden kann. Bedenklich dabei stimmt uns allerdings, dass die personellen Kürzungen bei den beiden in Kanada noch verbliebenen Goethe-Instituten in Toronto und Montreal auf eine weniger intensive Betreuung der Deutschlehrer in diesem Lande hindeuten! Quo vadis, Goethe?


PROGRAMMVORSCHAU

CATG Strategietreffen in Vancouver, 1. - 3. März 2002

Diese Konferenz richtet sich an alle Provinzverbände, die wieder zwei Vertreter nach Vancouver schicken können, und alle Mitglieder des BCCTG

Kontakt: Ellen Bornowsky

APAQ Frühjahrstagung, Montreal 5. - 6. April 2002

Diese Fortbildung richtet sich an alle DeutschlehrerInnen in Quebec und Ottawa.
Programmpunkte sind voraussichtlich Berlin-Hauptstadtperspektiven mit Benno Fischer, Kabarett Faltsch Wagoni und die Ausstellung 'Herzliche Grüße'

Kontakt: Wolfgang Krotter 

KVDS-Fortbildungskonferenz in Ottawa vom 3. bis zum 5. Mai 2002

Diese Konferenz richtet sich an SprachschullehrerInnen aller Unterrichtsebenen, SprachschullehrerInnen, die Anregungen suchen, die neu an einer Sprachschule unterrichten, die bereit sind, aktiv diese Konferenz mitzugestalten, Gedanken und Ideen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.

Kontakt: Ilse Spangenberg und Bernd Schliephake
 


 
 
 
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DAS LETZTE

Mini-Quiz der Linguistik

Wolfgang Krotter, Montreal 

(Die richtigen Antworten sind mit einem Stern versehen.) 

1. In Deutschland sagt man heute sehr häufig "einen guten Job machen“. Dieser Ausdruck ist ein

a. Automatismus
b. Anachronismus
* c. Anglizismus
d. Analphabetismus
2. Mit circa 115 Millionen Muttersprachlern ist welche Sprache die meistgesprochene Sprache Europas? 
a. Französisch
* b. Russisch
c. Deutsch
f. Englisch
3. Pidgin lässt sich als eine aus einer sprachlichen Notsituation entstandenen Mischsprache bezeichnen. Wenn aus einem Pidgin ein festes Sprachsystem wird, so nennt man das 
a. Afrikaans 
b. Hybridsprache
c. Jamaikaans
d. Chimäre

* Keine der gegebenen Antworten war korrekt. Die richtige Antwort (Kreol) wurde beim Korrekturlesen leider gelöscht.

4. Das Gegenteil einer analytischen Sprache ist eine 
* a. syntaktische Sprache
b. natürliche Sprache
c. synthetische Sprache
d. anaphylaktische Sprache 
5. Bei einem Wortpaar wie zum Beispiel "Höhle-Hölle" oder "bieten-bitten" spricht man von einem
* a. Minimalpaar
b. Extrempaar
c. Externpaar
d. Minipaar

 
 
 
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6. Für das Deutsche typisch ist ein Laut, der sich vor vokalisch anlautenden Wörter oder Wortelementen findet. Diesen Laut nennt man
a. Null-Laut
* b. Knacklaut
c. Shwa
d. Ablaut
7. Der Buchstabe t wird am Wortende anders ausgesprochen als in anderen Positionen innerhalb eines Wortes oder Wortelementes. Dieser Buchstabe hat also mehrere
a. Grapheme
* b. Phoneme
c. Lexeme
d. Abneme
8. Deutsche Nomen können mehrmals markiert werden, von einem vorausgehenden Artikel und/oder Adjektiv, sowie von einem Suffix im Kasus, im Numerus und im Genus. Die Markierungen sind also
a. obsolet
b. obskur
* c. redundant
d. reduziert
9. Dem Deutschen stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, Wörter zu bilden. Wenn zum Beispiel der Philosoph Heidegger aus dem Verb "sein" das Nomen "das Dasein" macht, so kann man von einer Kombination aus den folgenden Mechanismen sprechen:
a. Konversion und Derivation
* b. Komposition und Konversion
c. Derivation und Kürzung 
d. Konversion und Kürzung
10. Jemand sagt beim Bäcker in Berlin den folgenden Satz: "Grüß Gott, ich möchte bitte 10 Semmeln.“ Dieser Sprecher spricht was genau? Einen ...
* a. Regiolekt
b. Idiolekt
c. Dialekt
d. Soziolekt

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