Biografisches und Persönliches

Rupert Barensteiner


Sieben Jahre Fachberatung für Deutsch in Kanada - ein reiches Bündel an Erfahrungen

Wer in diesem Rückblick auf meine Jahre in Kanada eine gründliche Analyse oder einen Lagebericht zur Situation des Faches Deutsch erwartet, der mag hier enttäuscht sein; solche Berichte gehen nur an die Behörden nach Köln oder Bonn am Rhein.

Bevor mich im Frühjahr 1991 Harald Ohlendorf hier in das reichhaltige Arbeitsfeld des Fachberaters einführte, hatte ich noch kaum eine Vorstellung von der Vielfalt und vom Umfang dieser Tätigkeit. An die anhaltende Temperatur von minus 20 Grad wollte ich im Frühjahr 1991 noch gar nicht so recht glauben, aber die folgenden kanadischen Winter lehrten mich anderes!

Diese Kälteerfahrung stand ganz im Gegensatz zu der Erfahrung, die meine Familie und ich Mitte Juli 91 in Winnipeg machten - es war plötzlich über 40 Grad Wärme - heißer als an unserem früheren Auslandschulort in Caracas. Was für eine angenehme Überraschung!

Die kommenden sieben Jahre haben mir Recht gegeben, dass ich mit einem dicken Ledermantel anreiste; dem Winter habe ich leider nie so eine echte Freude abgewinnen können - vielleicht haben eingesessene Manitobaner ihr Thermometer anders geeicht als ich.

In den ersten Jahren beim Department of Education erlebte ich eine sehr angeregte Zusammenarbeit mit Eliana Handford, die mich hier sehr gut aufnahm und in die geschäftlichen Gepflogenheiten dieser Behörde einführte. In dieser Zeit versuchte ich mit aller Kraft, viele Dinge zu verändern, zu steuern und zu verbessern. Mein Enthusiasmus und meine Freude an diesem neuen Aufgabengebiet, so glaube ich zumindest, fand sehr positive Resonanz bei den Deutschlehrern und Lehrerinnen in Manitoba und Saskatchewan.

Die Dimension der Herausforderung in den Aufgaben als Fachberater konnte ich allerdings erst nach ungefähr zwei Jahren ganz erfassen. Die Vielzahl der Deutschprogramme und die Unterschiedlichkeit ihrer Ausrichtung war für mich sehr neu.

Den großen Enthusiasmus für Fremdsprachen zu Beginn der 80-er Jahre bei Erziehungsbehörden und School Divisions konnte ich allerdings nur noch aus Schilderungen aus der Vergangenheit vage erahnen.

Eine kritische Analyse zur Situation des Faches Deutsch in einem von mir verfassten Beitrag im Newsletter von MPGE Does German have a future? ist seinerzeit nicht auf viel Gegenliebe gestoßen, aber ich glaube, trotzdem Recht behalten zu haben: Fremdsprachen stehen nicht mehr an oberster Stelle der Prioritätenliste in Kanada. In diesen Jahren sind unter Mitarbeit von vielen engangierten Lehrern und Lehrerinnen eine Reihe interessanter Projekte entstanden von denen ich nur das letzte erwähnen möchte, nämlich den Leitfaden zur Unterrichtsplanung. Sehr wichtig war für mich der persönliche Kontakt zu den Lehrern und Lehrerinnen. Obwohl die Umstände der Dienstreisen in Manitoba und Saskatchewan nicht immer angenehm waren, bin ich gerne in Kontakt mit der Unterrichtswirklichkeit gewesen. An den Schulen und in den Schulkalssen fühlte ich mich wohl, obwohl ich die Klassen nur oberflächlich kennenlernen konnte. Die Freude am Unterrichten und am Kontakt mit Schülern und Schülerinnen habe ich nie verloren.

Eine wichtige Orientierung für die Ausrichtung meiner Tätigkeit und auch viel persönliche Ermutigung erfuhr ich von vielen Lehrern und Lehrerinnen in den Prärieprovinzen und später auch in Britisch Kolumbien. Wir haben uns bei einer Vielzahl von Konferenzen und Workshops recht gut kennengelernt.

Neben der beruflichen Erfahrung in Kanada werden mir auch viele interessante und erfrischende Kontakte mit unterschiedlichen Menschen in Erinnerung bleiben. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir in diesen Jahren ihr Vertrauen, ihr Wohlwollen und ihre Freundschaft geschenkt haben.

So reise ich Anfang August zusammen mit meiner Familie in unsere Heimat ins Schwabenland zurück. Dort werden ich und meine Frau wieder wie zuvor an einer Grundschule unterrichten. An einem der Schulorte, die wir leider noch nicht kennen, werden wir eine Wohnung oder ein Haus mieten, neue Kreise ziehen und Kontakte knüpfen.

Rupert Barensteiner



Seitengestaltung: André Oberlé (andre.oberle@uwinnipeg.ca)
Letzte Bearbeitung: 21. April 1998